P Prädiktion und Prävention in alphabetischer Reihenfolge:
R der Frühgeburt
E Experts for the Prediction and Prevention of Preterm Birth (X4PB)
Die Prädiktion und Prävention der extremen Frühgeburt ist nach wie vor eines der ungelösten Probleme der Geburtshilfe
T und stellt aufgrund der zahlreichen möglichen Therapieoptio- nen enorme Ansprüche an niedergelassene Frauenärzte und
+ Geburtskliniken. Im Folgenden sind wichtige Innovationen zum Thema auf aktuellem Stand zusammengetragen und in Thesen-
IK form dargestellt. Die Angabe der Evidenzlevel und Empfeh-
T lungsgrade soll die Umsetzung in der praktischen Arbeit er- leichtern. Die Gruppe erhebt keinen Anspruch auf eine voll- ständige Abbildung aller Aspekte des Themas Frühgeburt.
N wichtige Studien zur Prädiktion und großes Interesse, die damit verbunde- burt zu einer Verbesserung des klini-
G vention (Primär-, Sekundär und Ter- ter primärer Prävention versteht man führen. Neuere Untersuchungen zei-
DIA ihrer Folgen für das Kind und die be- Maßnahmen der sekundären Präven- Hochrisikokollektiv erfolgreich sind
Oxford Levels of Evidence (LOE) Therapy/Prevention, Aetiology/Harm Prognosis
Systematic review (with homogeneity) of inception cohort
studies; clinical decision rule validated in different populations
Individual inception cohort study with ≥ 80 % follow-up;
clinical decision rule validated in a single population
Systematic review (with homogeneity) of either retrospective
cohort studies or untreated control groups in randomised
Retrospective cohort study or follow-up of untreated control
patients in a randomised controlled trial; derivation of clinical
decision rule or validated on split-sample only
„Outcome“ research; ecological studies
Case-series (and poor quality cohort and
Case-series (and poor quality prognostic cohort studies)
Expert opinion without explicit critical
Expert opinion without explicit critical appraisal, or based on
appraisal, or based on physiology, bench
physiology, bench research or „first principles“
IE bereits manifester Frühgeburtsbestre-
Grades of Recommendation
This investigation or therapeutic intervention is highly beneficial for
patients, can be recommended without restriction, and should be per-
This investigation or therapeutic intervention is of limited benefit for
This investigation or therapeutic intervention has not shown benefit
for patients and may be performed only in individual cases. According
to current knowledge a general recommendation cannot be given.
This investigation or therapeutic intervention can be of disadvantage
for patients and might not be performed.
+ und somit praktisch nutzbar in Ver- –– This investigation or therapeutic intervention is of clear disadvantage
for patients and should be avoided or omitted in any case. Medikamente Wirkstoff Handelsnamen Zulassung Dosierung
z. B. Utrogest, Utrogestan, Crinone
17α-Hydroxyprogesteron Progesteron-Depot Jenapharm
z. B. Adalat, Adalat retard
50–100 mg (oral, rektal) initial, gefolgt
Diagnostische Tests Hersteller nachgewiesenes Charakteristika Besonderheiten bei der Entnahme Glykoprotein
IE haben praxisbezogene Thesen zum clage. Bei Schwangeren ohne anam- Der Nachweis von fetalem Fibronek-
P der dazugehörigen Literatur in einem vix (< 25 mm) bietet dieses operative lin-like Growth-factor Binding Pro-
A weilige Evidenzlevel und den Emp- teil. Ob ein kompletter Verschluss sekret ist zwar mit einer erhöhten
R fehlungsgrad (jeweilige Definitionen, des Muttermundes der Cerclage über- Rate an Frühgeburten in unter-
E S. 1060 und Tab. 2 auf S. 1062) fest- Sicherheit geklärt. Kleinere Studien kollektiv, Risikokollektiv) assoziiert,
H gelegt. Ziel des Expertenpanels war deuten einen Vorteil an. 4. Unverändert sollte eine Tokolyse
T auf wesentliche klinisch relevante bei drohender Frühgeburt im Regelfall bination mit der sonografischen Zer-
IK der überwiegende Teil der erwähnten ermöglichen. Es fehlen zuverlässige für asymptomatische Mehrlings-
T empfohlenen Medikamente außerhalb Daten, die die Vorteile einer Tokolyse schwangerschaften (1–40).
einer Zulassung („off-label use“) ver-
Ein negatives Testergebnis (Fi
OS fehlungen erwähnten Medikamente geburtenrate und die neonatale Mor- bronektintest oder phIGFBP) kann dazu beitragen, unnötige Interven tionen (stationärer Aufenthalt, 5. Die wiederholte Induktion der Lungenreifung, Tokolyse) bei asym
G halber in Tabellen zusammengefasst. Lungenreife verbessert nach jetzigem ptomatischen Patientinnen mit ho hem Frühgeburtsrisiko (Z. n. Früh Zusammenfassung der geburt) zu vermeiden. wichtigsten Ergebnisse 1. Der gezielte Einsatz von bioche- 6. Die antenatale intravenöse Mag- 2. Die Gabe von Progesteron bei Statements A Primärprävention 3. Die Indikation zu operativen Ver- und Prädiktion Die zur Verfügung stehenden biochemischen Testverfahren (Fi bronektin, phIGFBP) sind nicht zur routinemäßigen positiven Vorher sage einer Frühgeburt bei allen Schwangeren geeignet.
kosteneffektiv ist (6, 23, 34, 40–47). Frauen mit höhergradigen Mehr lingen profitieren von engmaschi gen Zervixlängenmessungen und einer intensivierten Schwanger schafts vorsorge. Dadurch ist eine frühzeitige Zuweisung an ein Zen trum möglich. Patientinnen mit Einlings schwangerschaft ohne Frühgeburt in der Eigenanamnese und unbe kannter Zervixlänge sollten kein Progesteron erhalten. Frauen mit Einlingsschwanger schaften nach einer Frühgeburt Die gegenwärtige Datenlage in der Eigenanamnese sollten zur bietet keine Hinweise darauf, dass Primärprävention einer erneuten Progesteron eine Frühgeburt bei Frühgeburt Progesteron beginnend Frauen mit Mehrlingsschwanger mit 16 + 0 SSW bis zu 36 + 0 SSW schaft verhindert. erhalten. Nikotinentwöhnung und abs tinenz reduziert die Frühgeburts
IE bzw. extreme Frühgeburt. Nikotin- tenvermeidung) konnte in einem
Symptomatische Schwangere mit einer unauffälligen Zervixlän
P Schwangerschaft führt zu einer Re- Krankenkassen zwar eine signifikan- ge und einem negativen biochemi schen Test (Fibronektintest oder
A 0,84; 95-%-Konfidenzintervall 0,72– < 1.500 g (OR = 0,79; 95-%-Konfi- phIGFBPTest) haben ein sehr ge ringes Risiko (< 1 %) für eine Früh geburt innerhalb der nächsten Der Einsatz von Laktobazillen 7(–14) Tage.
H präparaten hat keinen nachgewie Entbindungen aus fünf Bundeslän- Fibronektin: EL 1a, Empfehlungs- senen Einfluss auf die Rate an Frühgeburten bei Frauen mit Früh
T geburt und/oder Fehlgeburt in der schen den Gruppen und eine Effek- Anamnese und/oder früher Zervix
Eine unauffällige Zervixlänge (> 25
insuffizienz.
T Der Einsatz von Laktobazillenpräpa- (93, 107, 108). B Sekundäre Prävention Der Wert eines Screenings zur Zervixlängenmessung zwischen 16+0 und 24+0 SSW ist bei Frauen Die antibiotische Behandlung mit Einlingsschwangerschaft nicht einer asymptomatischen Bakteri belegt, auch wenn mit der vagina urie reduziert die Frühgeburten rate len ProgesteronApplikation eine signifikant. wirkungsvolle Intervention mit konsekutiver Prolongation der Schwangerschaft zur Verfügung Frauen mit Einlingsschwanger schaft, deren Zervixlänge vor 24 + 0 SSW weniger als 25 mm beträgt, sollten täglich Progesteron intra vaginal bis zur 36 + 6 SSW erhalten. Die Behandlung einer sympto matischen und einer asymptoma tischen bakteriellen Vaginose vor 20 SSW reduziert die Frühgebur tenrate signifikant. Die pHSelbstmessung führt nicht zu einer Senkung der Früh geburtenrate. Bei Frauen mit Einlingsschwan gerschaft nach vorangegangener Frühgeburt bzw. Spätabort, deren sonografische Zervixlänge vor 24 SSW weniger als 25 mm beträgt, wird die Schwangerschaft durch eine Cerclage verlängert. Die Einlage eines Cerclage Pessars bei Patientinnen, deren sonografische Zervixlänge vor 24 SSW weniger als 25 mm beträgt, verlängert die Schwangerschafts dauer signifikant.
* Appendix: Eine primäre Cerclage ist defi-
Spätabort) ohne Anzeichen für eine Früh-
geburt bei unauffälliger Zervixlänge, eine
kürzter Zervixlänge (< 25 mm). Bei der
Der totale Muttermundsver schluss (TMMV) ist der Cerclage nach vorangegangener Frühgeburt überlegen und geeignet, die Früh Bei mehr als 1 cm eröffnetem geburtenrate im Risikokollektiv zu Muttermund vor 24 SSW in Ein lingsschwangerschaften führt die Notfallcerclage zu einer signifikan ten Prolongation der Schwanger Eine medikamentöse Wehen hemmung (Betasympathomimetika,
IE Atosiban, Nifedipin, Indomethacin, 48 Stunden hinaus ist unter sorgfäl- achtet werden konnte, war dieser NODonoren) ist in der Lage, bei
P vorzeitigen, muttermundswirk Gestationsalter berücksichtigen) eine nicht zu bestätigen (157, 158). samen Wehen die Geburt in über
A 80 % der Fälle um zwei Tage und in sens mit der Schwangeren getroffen bei vorzeitiger Wehentätigkeit wirk-
R ca. 70 % um sieben Tage hinauszu werden sollte. Sie kann z. B. bei sym- sam, aber die Patientengruppe, die schieben.
T und 33 SSW ergab hinsichtlich der im Vergleich zu Plazebo die Rate an
Bei Blutungen im 1. und/oder 2. Trimenon senkt der kurzzeitige
+ Effizienz keine signifikanten Unter- Frühgeburten und die neonatale Mor-
Einsatz (< 2 Wochen) von oralem Progesteron die Abortrate.
IK lyse, nämlich der In-utero-Transport
T in ein Perinatalzentrum und der Frauen mit vorzeitigem Blasen sprung mit und ohne Wehen soll Eine Senkung der Frühgebur ten kein Progesteron erhalten. tenrate ist durch klinische Studien
OS beides evidenzbasierte Maßnahmen 17α-Hydroxyprogesteron Caproat nicht belegt.
N dität und Mortalität, können bei der Progesteron EL 5, Empfehlungs-
DIA Nebenwirkungen aufweisen (EL 1a), mit vorzeitigem Blasensprung (156). durch orales Progesteron (162). Die
Die Dauer oder Erhaltungs tokolyse (mehrheitlich definiert Frauen mit Einlingsschwanger als Tokolyse > 48 Stunden) ist nach schaft und vorzeitiger Wehentätig derzeitigem Kenntnisstand keine keit sollten nach erfolgreicher evidenzbasierte Maßnahme zur medikamentöser Wehenhemmung Senkung der Frühgeburtenrate so a) 17P, b) Progesteron erhalten. C Tertiäre Prävention wie der perinatalen Morbidität und Mortalität. Lungenreifeinduktion Die einmalige Induktion der Lungenreife mit Kortikosteroiden reduziert bei Frühgeburt die Inzi denz der neonatalen Morbidität und Mortalität. Die einmalige Induktion der Lungenreife mit Kortikosteroiden reduziert die Inzidenz der neo natalen Mortalität. Kortiko steroidgaben erhalten, haben ein niedrigeres Geburts gewicht (ca. 75 Gramm) als nach Die einmalige Induktion der einer einmaligen Lungenreife Lungenreife mit Kortikosteroiden induktion. Dieser Unterschied ist vor 34 SSW reduziert die Inzidenz allerdings nach Korrektur für das des RDS (Respiratory Distress Schwangerschafts alter nicht Syndrom). mehr signifikant. Die einmalige Induktion der Kinder von Müttern, die 7–14 Lungenreife mit Kortikosteroiden Tage nach einer initialen Lun vor 34 SSW reduziert die Inzi genreifeinduktion weiter einem denz der PIVH (peri/intravent hohen Frühgeburtsrisiko ausge rikuläre Hirnblutung). setzt sind und deshalb wieder holte Kortiko steroidgaben erhal ten, haben keine niedrigere Mor talitätsrate im Kleinkindalter als Die einmalige Induktion der nach einer einmaligen Lungen Lungenreife mit Kortikosteroiden reifeinduktion. vor 34 SSW reduziert die Inzi denz der NEC (nekrotisierende Enterokolitis). Kinder von Müttern, die 7–14 Tage nach einer initialen Lun genreifeinduktion weiter einem Die einmalige Induktion der hohen Frühgeburtsrisiko ausge Lungenreife mit Kortikosteroiden setzt sind und deshalb wieder vor 34 SSW reduziert die Not holte Kortiko steroidgaben erhal wendigkeit der Verlegung auf ten, haben eine niedrigere Inzi eine neonatologische Intensiv denz an RDS als nach einer ein station. maligen Lungen reifeinduktion. Die einmalige Induktion der Kinder von Müttern, die Lungenreife mit Kortikosteroiden 7–14 Tage nach einer initialen vor 34 SSW reduziert die Inzi Lungenreifeinduktion weiter denz einer systemischen Infek einem hohen Frühgeburtsrisiko tion in den ersten beiden Le ausgesetzt sind und deshalb benstagen. wiederholte Kortikosteroid gaben erhalten, haben eine niedrigere Inzidenz an „serious infant outcome“ als nach einer Die wiederholte Induktion der einmaligen Lungenreifeinduk Lungenreife reduziert die neona tale Morbidität ohne erkennbare Nachteile für die Entwicklung bis zum 5. Lebensjahr. Eine einmalige Wiederholung der Lungenreife Kinder von Müttern, die 7–14 induktion kann bei erneut akutem Tage nach einer initialen Lungen Frühgeburtsrisiko frühestens 7 Ta reifeinduktion weiter einem ho ge nach einer vorangegangenen hen Frühgeburtsrisiko ausgesetzt Applikation erwogen werden. sind und deshalb wiederholte Kinder von Müttern, die 7–14 sind und deshalb wiederholte Tage nach einer initialen Lun Kortiko steroidgaben erhalten, ha genreifeinduktion weiter einem ben kein niedrigeres Körperge hohen Frühgeburtsrisiko ausge wicht im Kleinkindalter als nach setzt sind und deshalb wieder einer einmaligen Lungenreife holte Kortikosteroidgaben erhal induktion. ten, haben keine niedrigere Rate an Behinderungen im Kleinkind alter als nach einer einmaligen Lungenreifeinduk tion. Kinder von Müttern, die 7–14 Tage nach einer initialen Lun genreifeinduktion weiter einem hohen Frühgeburtsrisiko ausge Kinder von Müttern, die 7–14 setzt sind und deshalb wieder Tage nach einer initialen Lungen holte Kortiko steroidgaben erhal reifeinduktion weiter einem ho ten, haben keine bessere menta hen Frühgeburtsrisiko ausgesetzt le und psychomotorische Ent wicklung bis zu einem Alter von 5 Jahren als nach einer einmali gen Lungen reife induktion. Kinder von Müttern, die 7–14 Tage nach einer initialen Lungen reifeinduktion weiter einem ho hen Frühgeburtsrisiko ausgesetzt sind und deshalb wiederholte Kortiko steroidgaben erhalten, ha ben keine größere Inzidenz an erhöhten Blutdruckwerten im Kleinkindalter als nach einer ein maligen Lungen reifeinduktion. Neuroprotektion Die hochdosierte Gabe von Ma gnesium bei drohender Frühgeburt führt zu einer Reduktion der kind lichen Zerebralparese sowie schwer wiegender grobmotorischer Beein
ren ist (202). Bei einer Bolus injektion
trächtigungen.
Auftreten der infantilen Zere bralparese
treat“ liegt vor 34 SSW bei 52 und vor
Die unmittelbare präpartale
infantiler Zerebral parese (schwere oder
intravenöse Applikation von Ma gnesium reduziert die Inzidenz der Zerebralparese bei Kindern < 34 SSW. Literatur
– Yves Garnier: Fa. Alere und Fa. Ferring
Die unmittelbare präpartale, intravenöse Applikation von Ma gnesium reduziert die Inzidenz
– Werner Rath: 2010 bis 2012 Mitglied des
der „gross motor dysfunction“ bei Interessenkonflikte
International Advisory Boards von Ferring
Kindern < 34 SSW.
– Richard Berger: Seit 2012 Mitglied im
Die unmittelbare präpartale, intravenöse Applikation von Ma gnesium geht mit einer erhöhten Inzidenz an leichten maternalen Nebenwirkungen wie Hypoten sion und Tachykardie einher. Für die Autoren Die unmittelbare präpartale, Prof. Dr. med. PD Dr. med. intravenöse Applikation von Ma Richard Berger Holger Maul gnesium hat keine erhöhte Inzi denz an schwerwiegenden mater nalen Nebenwirkungen (Atem depression, postpartale Blutung, Intensivtherapie) zur Folge.
Observation of Lunar Impact Flashes with the SPOSH Camera: System Parameters and Expected Performance R. Luther (1,2), A. Margonis (2), J. Oberst (2,3), F. Sohl (3) and J. Flohrer (3) (1) Humboldt Universität zu Berlin, Germany, (2) Technische Universität Berlin, Germany, (3) Institute of Planetary Research, German Aerospace Center (DLR), Berlin, Germany. 1. Introduction surfac