Bericht über den "13. Internationalen Kongress der Movement Disorder Socie- ty" in Paris
Vom 7. bis 11. Juni 2009 trafen sich Ärzte und Wissenschaftler aus der ganzen Welt zum"13. Internationalen Kongress der Movement Disorder Society" in Paris, um über die neues-ten Forschungsergebnisse aus dem Bereich der Bewegungsstörungen zu diskutieren. ImRahmen des fünftägigen Kongresses griffen zahlreiche Vorträge und Workshops aktuelleThemen auf, um den Kongressteilnehmern neue Impulse für ihre tägliche Arbeit in Klinikenund Praxen zu geben. In anregenden Dialogen tauschten sich Referenten und Zuhörer überihre Erfahrungen aus, im Rahmen der den Kongress begleitenden Ausstellung konnte mansich über Neuigkeiten der verschiedenen Pharmaunternehmen informieren
In diesem Jahr hatte Paris eingeladen, dementsprechend groß war auch der Zuspruch. Etwa5.000 Ärzte, Wissenschaftler und Vertreter der forschenden Pharmaunternehmen waren zuGast. Die kurze Anfahrt hatte vor allem europäische Kollegen angesprochen. In den Pausenund an den Abenden konnte man die Sehenswürdigkeiten dieser faszinierenden Metropoleauf sich einwirken lassen. Themenübersicht und Eröffnungszeremonie:
Vor der offiziellen Eröffnungszeremonie wurden am Sonntag Übersichtsvorträge zu wichtigenSchwerpunktthemen gehalten. Im Mittelpunkt standen insbesondere die sogenannten nicht-motorischen Störungen der Parkinson-Krankheit (z.B. Demenz) und deren Erfassung durchFragebögen bzw. Skalen. Der Einfluss insbesondere der neuropsychiatrischen Störungen(Angst, Depression, Psychose, Demenz) auf die Lebensqualität von Patienten und Angehö-rigen wurde erörtert.
Vorgestellt wurden Skalen zur Erfassung nicht-motorischer Symptome, motorischer Krank-heitszeichen und Schlafstörungen. Die aktuellen Möglichkeiten der Behandlung von Halluzi-nationen, Psychosen und Demenz bei Morbus Parkinson wurden diskutiert, ebenso die inStudien für diese Indikation laufenden Medikamente. So gibt es Studien mit unter anderenIndikationen bereits zugelassenen Wirkstoffen, z.B. mit Aripiprazol und Melperon, aber auchgänzlich neue Entwicklungen, wie z.B. ACP 103 oder Pimavanserin für die Therapie derPsychose bei M. Parkinson. Die Rolle von Rivastigmin (Exelon) in der Therapie von Halluzi-nationen wurde erläutert, ebenso die möglichen Nebenwirkungen einer Behandlung mit denzugelassenen Medikamenten gegen Psychosen.
Neben den medikamentösen Therapiemöglichkeiten wurden auch neue klinische Ansatz-punkte und technische Neuerungen der tiefen Hirnstimulation vorgestellt. So gibt es zweineue Neurostimulatoren, welche wesentlich kleiner sind als die bisherigen. Sie unterschei-den sich in der Wiederaufladbarkeit. Einer der beiden, der Activa RC Neurostimulator, ist dererste und kleinste wiederaufladbare Neurostimulator. Auch gibt es ein neues Patienten-Programmiergerät, welches die Einspeicherung von vier verschiedenen Programmen unddamit eine individuellere Stimulation erlaubt. Gesucht wird nach neuen Stimulationsorten fürbesondere Indikationen, z.B. für das schwer zu beeinflussende "Freezing" (Festfrieren beimGehen).
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Studienergebnisse:
Drei große abgeschlossene Studien wurden vorgestellt, ebenso die noch in Entwicklung be-findlichen Medikamente. Die STRIDE-PD-Studie konnte leider nicht ihr gewünschtes Zielerreichen. Durch den frühen Einsatz einer Kombination von L-Dopa/Carbidopa mit Entaca-pon sollte der Zeitpunkt des Auftretens von Dyskinesien hinausgezögert werden, tatsächlichjedoch traten Dyskinesien früher und häufiger unter der Kombinationstherapie auf. Unterdiesem Aspekt hat der Hersteller den Antrag auf eine Erweiterung der Zulassung diesesPräparates für die frühe Kombination zurückgezogen. Auch die CERE 120 Studie mit demNervenwachstumsfaktor Neurturin brachte nicht den erhofften Erfolg. Hier sollen jedoch wei-tere Studien mit einer größeren Anzahl von Patienten über einen längeren Zeitraum folgen. Im Rahmen dieser Sitzung konnte nur Rasagilin (ADAGIO-Studie) positiv bewertet werden. In einer Tagesmenge von 1 mg, nicht jedoch unter 2mg, wurde ein krankheitsmodifizierenderEffekt nachgewiesen, so dass von einigen Referenten der frühe Einsatz dieses Präparatesangeraten wurde. Neue Entwicklungen:
Neue Entwicklungen sind im Bereich folgender Wirkstoffgruppen zu erwarten und könnten ineinigen Jahren Eingang in die klinische Praxis finden:
L-Dopa-Präparate: IPX066, eine neue Retardtablette mit L-Dopa +Carbidopa ver- spricht eine deutlich bessere Wirksamkeit im Vergleich zu den vorhandenen Re- tardpräparaten (Studien-Bezeichnung: APEX-PD). Wiederum wurde über das L- Dopa-Pflaster berichtet. Dopaminagonisten An neuen Präparaten mit dopamin-agonistischer Wirkung laufen Studien mit Pardoprunox und Aplindore. MAO-B-Hemmer: Safinamid. Die Resultate der ersten Phase-III-Studie mit Safinamid bei Parkinson im fortgeschrittenen Stadium wurden vorgestellt. Im letzten Jahr hatten wir die Ergebnisse der Studien bei Parkinson in frühen Stadien erfahren. Safinamid ist eine noch nicht zugelassene Substanz, welche über eine Hemmung der Monoa- minooxidase B (MAO-Hemmer) zu einer Verbesserung der dopaminergen Funktion führt, zusätzlich wird die Ausschüttung des erregenden chemischen Botenstoffes Glu- tamat im Gehirn gehemmt und damit die gesteigerte glutamaterge Aktivität verringert. Adenosin 2a-Rezeptor-Antagonisten: Für die Wirkstoffe SYN-115, Preladenant und Fipamezole wurden positive Ergebnisse von Dosis-Findungsstudien vorgestellt. Es wird über eine Zunahme der Phasen guter Beweglichkeit berichtet ohne Zunahme der Dyskinesien (Überbewegungen) und ohne Verschlechterung der Beweglichkeit. Glutamat-Rezeptor-Antagonisten: Der Einsatz dieser Medikamente erfolgt insbe- sondere mit dem Ziel, Überbewegungen zu reduzieren ohne die Beweglichkeit zu verschlechtern. Sie führen zur Abschwächung von Glutamat, einem Überträgerstoff im Gehirn. Es wird angenommen, dass eine Überaktivität des glutamatergen Systems für Überbewegungen bei Parkinson-Patienten mitverantwortlich ist. Vorgestellt wur- den Studienergebnisse zu einem neuen Studienpräparat: AFQ056. Neuigkeiten zu altbewährten Substanzen: Ropinirol: Seit einiger Zeit gibt es von Ropinirol eine retardierte Darreichungsform -- ReQuip Modutab. Durch die relativ konstante Wirksamkeit über 24 Stunden mit einem leichten Abfall gegen Abend gelingt es vielen Patienten, besser mit der frühmorgend- lichen Unbeweglichkeit zurecht zu kommen. In Paris wurden Analysen gezeigt, dass
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vor allem Patienten mit vorbestehenden nächtlichen Problemen eine Besserung der Schlafqualität erfahren. Pramipexol: Auch von Pramipexol wurde eine retardierte Darreichungsform in Stu- dien untersucht (Pramipexol-ER). Es muss nur 1x täglich eingenommen werden im Vergleich zum vorhandenen Pramipexol, welches dreimal täglich eingenommen wer- den muss. Mit einer Marktzulassung wird in den nächsten Monaten gerechnet. Studien mit dem Ziel einer krankheitsmodifizierenden Wirkung:
Früher wurde von neuroprotektiver Wirkung gesprochen, heute wurde dieser Begriff durch"Krankheitsmodifikation" ersetzt. Darunter versteht man einen positiven Einfluss auf den Ver-lauf im Sinne einer Verlangsamung des Fortschreitens der Erkrankung.
Studien laufen unter dieser Fragestellung unter anderem mit folgenden Medikamenten:
Pramipexol, Q10, Kreatin, grüner Tee, Isradipine, Inosine, Cogane TM. Neues zur Therapie vegetativer Störungen:
Zur Behandlung der Parkinson-bedingten Reizblase mit häufigem Wasserlassen, auch in derNacht, und Dranginkontinenz laufen Studien mit den Präparaten Desmopressin und Darife-nacin. Bezüglich der orthostatischen Hypotension (Schwindel beim Aufstehen durch Blut-druckabfall) wird erneut über DOPS berichtet. DOPS = Dihydroxyphenylserine oder auchDroxidopa ist ein Vorläufer von Noradrenalin und ist in Japan bereits für die Therapie be-stimmter Kreislaufstörungen zugelassen. Neue Diagnostikgeräte: Kinesia TM (CleveMed): Im Rahmen der Diagnostik wurde ein neues Messsystem zur Tre- moranalyse vorgestellt. Kabellos ist es mit diesem System möglich, das Zittern in verschie- denen Positionen darzustellen und die Ergebnisse mit Hilfe eines Computerprogrammes auszulesen. Da nicht nur Parkinson-Patienten zittern, ist ein solches Messgerät hilfreich in der Abgrenzung zum familiären Tremor (essentieller Tremor), welcher auch heute noch mit Parkinson verwechselt wird. Neue Krankheiten:
In der Differenzialdiagnose von Parkinson-Syndromen wurde insbesondere ein neuesKrankheitsbild intensiv erörtert, um dessen Erkennung und Abgrenzung von anderen Ver-laufsformen in der täglichen Praxis zu erleichtern:
Perry-Syndrom
Das Perry-Syndrom ist eine seltene autosomal-dominante Erbkrankheit, welche mit Parkin-son-artigen Symptomen, Depressionen, Gewichtsabnahme und Atemstörungen (Hypoventi-lation) einhergeht. Die Krankheit zeigt einen sehr raschen Verlauf und spricht nicht auf L-Dopa an. Die genetische Analyse hat ergeben, dass ein Protein (Eiweiß) geschädigt ist, wel-ches eine wichtige Funktion innerhalb des Transportsystems der Zelle einnimmt.
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Mutationen in einem Gen des Fettstoffwechsels könnten zu Parkinson-Erkrankungen beijüngeren Menschen beitragen. Diese vererbbare Sonderform der neurologischen Erkran-kung, das familiäre juvenile Parkinson-Syndrom oder autosomal-rezessives Parkinson-Syndrom mit frühem Beginn, unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht von der klassischenForm der Krankheit und trifft vor allem Patienten im Lebensalter unter 50. Bei diesen Patien-ten kommen Mutationen in der Bauanleitung für das Enzym Glukocerebrosidase (GBA) vor. GBA ist ein Eiweiss, welches in den Lysosomen (Bläschen mit Verdauungsaufgaben in denZellen) von Körperzellen eine bestimmte Zuckerart in ihre Einzelteile zerlegt.
Ähnliche Veränderungen werden bei Patienten mit der Stoffwechsel-Krankheit Morbus Gau-cher gefunden. Auch hier kommt es zur Anhäufung von Glukocerebrosiden. Berichtet wurdein diesem Zusammenhang über die Therapie dieser Patienten mit einem neuen Chaperon. Chaperone sind kleine, zuckerähnliche Substanzen, welche in der Lage sind, die richtigeFaltung eines Enzyms zu fördern und auf diesem Weg die Aktivität des Stoffes wieder her-zustellen. Die mangelhafte Wirksamkeit des Enzyms Glukocerebrosidase liegt nun wiederumdarin begründet, dass sich das Enzym "nicht richtig faltet".
Bisher galt die MSA (Multisystematrophie) als rein sporadische Erkrankung. Mit 5 bis 10 Er-krankten pro 100.000 Menschen ist die MSA die häufigste Form der sogenannten "atypi-schen Parkinson-Syndrome". Die meisten Patienten erkranken zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr. Auf dem Kongress wurde darüber berichtet, dass Variationen in dem Gen fürAlpha-Synuklein (SNCA) mit einem erhöhten Risiko verbunden sind, an einer MSA zu er-kranken. Seit 2007 gibt es eine Überarbeitung der Diagnosekriterien für eine MSA, dieseneuen Kriterien wurden vorgestellt.
Das zweithäufigste atypische Parkinson-Syndrom ist die PSP (progressiv supranukleäreBlickparese). Obgleich nicht einmal die Diagnose selbst jedem bekannt ist, gibt es in derZwischenzeit mehrere Unterformen mit eigenen Krankheitsbezeichnungen. Die typische PSPwird Richardson-Syndrom genannt, eine eher gutartige Verlaufsform PSP vom Parkinson-Typ. Hier ist der Verlauf langsamer und es kann auch ein typischer Parkinson-Tremor beo-bachtet werden. In den ersten Krankheitsjahren gibt es ein positives Ansprechen auf Parkin-son-Medikamente. Als weitere Unterformen werden der PAGF-Typ (pure akinesia with gaitfreezing = reine Akinese mit Freezing), der CBS-Typ (corticobasales Syndrom), eine zerebel-läre und eine frontale Verlaufsform unterschieden. Das typische nach Hinten fallen beim Auf-stehen oder Gehen der PSP Patienten wird "Rebound Zeichen" genannt.
Insbesondere im Bereich Genetik wird nach Genotyp-Phänotyp (welche Genveränderungführt zu welchem klinischen Bild) Zuordnungen gesucht, um anhand der Klinik ein bestimm-tes Symptom-Muster einer speziellen Genveränderungen zuordnen zu können.
Im Rahmen neuer Ergebnisse genetischer Studien wurden auch noch einmal die Kriterien füreine Parkinson-Demenz vorgestellt und die Unterschiede bzw. Ähnlichkeiten mit der Lewy-Körperchen-Demenz verglichen.
In diesem Zusammenhang wurden ebenso die Probleme von Impulskontrollstörungen unddem sogenannten Dopamin-Dysregulations-Syndrom sowie Möglichkeiten der Behandlungdiskutiert.
August 2009 | Dr. med. Ilona Csoti – Gertrudis-Klinik Biskirchen
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